Eindrücke von Günther Brandl
"Als Zöbinger Winzer nicht über den Heiligenstein zu schreiben wäre wohl unvorstellbar. Aber es gibt noch eine Lage welche mir ins Herz gewachsen ist und wovon vor allem der Südhang für Rieslinge
prädestiniert ist, der Zöbinger Kogelberg.
Ich beschreibe einfach den Unterschied beider Lagen und vielleicht lässt sich dann verstehen, warum wir in Österreich trotz international sehr kleiner Weingärten, jeden Wein separat und
riedenrein ausbauen."
"Die Riede liegt am linken Kampufer, richtet sich nach Süden und bildet mit seinen Terrassen ein markantes Bild und hervorragenden Voraussetzung für monumentale Weine.
Der Boden ist einzigartig - rötlicher Wüstensand aus der Permzeit verschmolz durch vulkanische Tätigkeit zu einem Konglumerat. Dies ergibt durch die Verwitterung einen leichten und sandigen Boden, welcher sich während des Tages enorm aufwärmt, früher hieß die Lage Höllenstein (höllisch heißer Stein).
Durch die Wälder des Manhartsberges vor den kühlen Winden des Kamptales geschützt, gibt der Boden diese Wärme an die Reben ab und bildet somit eine tolle Grundlage für hochreifest Traubenmaterial.
Die Weine selbst sind mineralisch strukturiert und doch mit zugänglicher Frucht. Vor allem der Riesling erhält eine ausgeprägte Steinobstnote nach vollreifen Marillen und Stachelbeeren."
"Dieser Hügel befindet sich genau gegenüber am Heiligenstein, am rechten Kampufer. Es ist quasi der Ausläufer des Waldviertler Hochplateaus, welches in Zöbing ins Donaubecken abfällt. Dort interessant ist vor allem der Südhang. Der Boden ist typische Böhmische Masse, sprich Granit und vor allem Gneis. Der enthält wiederum höhere Anteile an Schiefer, welcher die Weine in seiner Art formt. Höhenlage und Ausrichtung ist gleich dem Heiligenstein.
Der deutlichste Unterschied sind aber die extremen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Während des Tages wärmt sich der Boden ebenso wie der Heiligenstein, die Sonne bescheint den Kogelberg sogar eine Stunde früher. Da der Kogelberg aber nicht bewalde, ist ziehen während der Nacht die kalten waldviertler Winde ins Kamptal und so kühlen die Trauben deutlicher ab. Durch diese extreme Zellenbewegung nehmen die Beerenhäute wesentlich mehr Aromen aus der Umgebung auf. Die Weine sind dadurch zwar in der Jugend etwas verschlossener, bestechen aber durch feinfruchtigere und tiefgehendere Eleganz und die mineralische Struktur ist etwas deutlicher ausgeprägt.
Die Unterschiede beim Boden, kann man leicht verständlich machen.
Ich habe je einen Gesteinsbrocken im Keller, welchen ich bei Verkostungen herzeige und somit kann ich dies im wahrsten Sinne "begreifbar" machen.
Um die Temperaturdifferenz zu dokumentieren wollte ich schon einmal ein Minimum-Maximum-Thermometer während der Reifezeit aufhängen. Jedoch nahm ich mir nie die Zeit dazu die tag-täglich auf zu schreiben. Und ausserdem gibt es noch viele weitere Faktoren.
Ich denke, dass ist vielleicht eines jener kleinen Winzergeheimnisse die jede Lage so besonder macht und welche man nicht so leicht zu Papier bringt. Egal ob am Morgen, tagsüber oder am Abend, wenn man in der Riede steht wirken so viele Faktoren ein, dass man auch als "geübter" Winzer aufpassen muss, nichts zu übersehen.
Und wenn man sich dann in so eine kleine Rieslingbeere hinein denkt, welche Eindrücke während des Jahres einwirken: ...Regen, Gewitter, Wind, Hitze, Trockenheit, der Luftzug eines vorbei huschenden Rehes, blühende Kräuter und Wildblumen...
So kann man nicht anders als diese behutsam zu bewahren.
Und auch wenn wir nur einen kleinen Teil dieser Eindrücke in die Flasche packen können, so versteht man trotzdem warum wir weit weg sind vom "Einheitswein" uns so stolz auf unsere Lagen
sind..."
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